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Fusion Bionic erschafft naturinspirierte Oberflächentexturen per DeepTech

TGFS

08. März 2023

Während smarte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in HighTech-Laboren weltweit an der nächsten großen Innovation tüfteln, hat die Erde der Menschheit ein paar Milliarden Jahre Entwicklungsgeschichte voraus: Unsere natürliche Umwelt ist ein einziges großes Forschungs- und Entwicklungszentrum und ihre Flora und Fauna das Ergebnis fortwährender Evolution. Warum also das Rad neu erfinden, wenn unser Planet bereits Vorarbeit geleistet hat? Die Fusion Bionic GmbH nimmt sich die Natur zum Vorbild, um die Eigenschaften von industriellen Oberflächen zu optimieren. Das Dresdner Start-up hat sich beispielsweise von Polarbären eine einzigartige Struktur abgeschaut, die Fliesen in Schwimmbädern rutschfest macht, und imitiert Oberflächen von Faltern, damit Displays das Sonnenlicht besser absorbieren und weniger reflektieren. Mit diesem bioinspirierten Ansatz rief das Dresdner Start-up auch den TGFS Technologiegründerfonds Sachsen und die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Sachsen (MBG) auf den Plan. Denn die Innovationsleistung von Fusion Bionic steckt in der Technologie, die zur Oberflächenbearbeitung zum Einsatz kommt. Mittels einer fortschrittlichen Lasertechnologie werden die Texturen nach dem Vorbild der Natur auf Trägermaterialien wie Metall oder Glas übertragen. Das Ganze funktioniert so schnell und nachhaltig, dass das Startup gleich mehrere Kapitalgeber vom großen Marktpotenzial überzeugen konnte: Noch im Gründungsjahr hatten der TGFS und die MBG zusammen mit dem Fraunhofer Technology-Transfer Fond (FTTF) und dem Dresdner IT-Dienstleister Avantgarde Labs investiert.

Der Gründung von Fusion Bionic im April 2021 waren etliche Jahre Forschungsarbeit am Fraunhofer-Instituts für Werkstoff- und Strahltechnik IWS und der Technischen Universität in Dresden vorausgegangen. „Wir haben schon früh ein großes Interesse von Seiten der Industrie wahrgenommen und immer wieder Anfragen zu Machbarkeitsstudien erhalten“, berichtet der Co-Founder und heutige CEO Dr. Tim Kunze. Das motivierte ihn und seine IWS-Kollegen Benjamin Krupop und Dr. Sabri Alamri schließlich, das Wissenschaftsprojekt in ein kommerzielles Unternehmen zu überführen. Betriebswirtschaftliches Knowhow sowie wichtige Industrieerfahrung brachte Laura Kunze ins Gründungsteam. In der initialen Finanzierungsrunde wurde die MBG nicht nur in ihrer Funktion als Management-Partner des TGFS aktiv. Sie investierte auch Wagniskapital aus dem damals verfügbaren, von ihr verwalteten Corona-Hilfsfonds für Start-ups. Immerhin war Fusion Bionic unter den erschwerten Bedingungen der Pandemie gestartet. Rückblickend hält der MBG-Investmentmanager Paul Eppinger fest: „Die Fusion Bionic GmbH konnte in vielerlei Hinsicht überzeugen. Die Technologie der laserbasierten Oberflächenfunktionalisierung erschien äußerst innovativ und spannend, was unter anderem durch die zahlreichen Kundenanfragen noch vor der Gründung untermauert wurde.“ Auch soziale Aspekte beeinflussten die Investmententscheidung: „Durch die vorherige, gemeinsame Tätigkeit beim Fraunhofer IWS war das Team schon zum Unternehmensstart sowohl persönlich als auch fachlich hervorragend eingespielt und dazu in der Branche bestens vernetzt.“ In internationalen Fachkreisen machte Fusion Bionic zuletzt im November 2022 als Vize-Sieger des „Ray of Hope“ Wettbewerbs auf sich aufmerksam, der herausragende Geschäftsideen im Bereich der Biomimikry prämiert.

Dank der wichtigen Vorarbeiten am Fraunhofer IWS sowie kontinuierlichen Entwicklungsarbeit von Fusion Bionic ist die sog. Laserinterferenz-Texturierung (Direct Laser Interference Patterning, kurz: DLIP) zu einem massentauglichen Verfahren der Oberflächenveredelung herangereift. Dieses ist konventionellen Technologien hinsichtlich der Bearbeitungsgeschwindigkeit zunehmend ebenbürtig und in puncto Nachhaltigkeit sogar oftmals überlegen. Bislang verwendet die Industrie vor allem Sandstrahl, Ätz- oder Beschichtungsverfahren, die jedoch oft den Einsatz von Chemikalien oder aufwändige Reinigungsschritte erfordern. Welche Vorzüge die Fusion Bionic Technologie bietet, erklärt Dr. Tim Kunze am besten selbst: „Unsere hochskalierbare Lasertechnologie ist nicht nur einfacher und flexibler, sondern auch ressourcenschonender in der Anwendung. Wir können mikroskopisch kleine Texturen in kürzester Zeit selbst auf große Flächen aufbringen, ohne umweltschädliche Abfallprodukte zu verursachen.“ Als einen zentralen Wachstumsmarkt hat Fusion Bionic im vergangenen Jahr die erneuerbaren Energien erschlossen. Das weit verbreitete Verschmutzen von Photovoltaikmodulen lässt sich nämlich durch eine gezielte Laserbehandlung ihrer Glasoberflächen vermeiden. Hierfür macht man sich den Lotuseffekt der gleichnamigen Pflanze zu Nutze. Er verhindert, dass etwa Wüstensand und andere Schmutzpartikel an den PV-Panels anhaften und die Stromerzeugung beeinträchtigen. Die wasserintensive Reinigung wird dadurch perspektivisch überflüssig. Dr. Tim Kunze hat die Zahlen parat: Laut Prognosen der Solar Industry Association bräuchte es im Jahr 2030 rund 560 Mrd. Liter Wasser, um die dann bestehenden Solaranlagen zu reinigen. Mit den eingesparten Ressourcen kann man nicht weniger als eine Milliarde Menschen für ein Jahr mit Wasser versorgen.

Selbst noch keine zwei Jahre alt, generiert Fusion Bionic schon jetzt Umsätze im sechsstelligen Bereich – und ist damit ein wahrer Senkrechtstarter in der Gründungszene. Das Erlösmodel fußt auf zwei Standbeinen: Im firmeneigenen Anwendungszentrum in Dresden werden zum einen Lohnarbeiten ausgeführt. Im Kundenauftrag veredelt man vielgestaltige Oberflächen, wobei es sich meist um Kleinserien, etwa für Prototypen, handelt. Andererseits entwickelt und vertreibt Fusion Bionic auch Lasermodule, die Kunden in ihre eigenen Fertigungslinien integrieren können. Die Startfinanzierung treibt beide Geschäftsbereiche voran: „Mit Hilfe des eingesammelten Kapitals können wir unser Anwendungszentrum um neue Anlagen erweitern und somit unsere Produktions- und Entwicklungskapazitäten ausbauen“, berichtet der Firmenchef. Erst kürzlich konnte eine neue Maschine in Betrieb genommen werden, die eine Bearbeitung von Oberflächen bis 1500 mm x 1000 mm möglich macht. Auch für die kostspielige Patentbeantragung ist das Investorengeld unerlässlich: „Wir sind nun finanziell in der Lage, vielversprechende Ansätze zu lizenzieren und kommerzialisieren.“ Darüber hinaus investierte Fusion Bionic bereits in den Personalaufbau. Aktuell zählt das Start-up neun Mitarbeitende. Geht es nach Dr. Tim Kunze, soll das Team bis Mitte des Jahres weiter auf 13 Personen anwachsen. Denn wie die Natur, so ist auch sein Unternehmen auf die kontinuierliche und nachhaltige Weiterentwicklung ausgerichtet. Durch die großzügige Pre-Seed-Finanzierung steht jedenfalls ausreichend finanzieller Dünger bereit, um das organische Wachstum von Fusion Bionic zu beschleunigen.

Deal-Team TGFS
 Tobias Voigt und Paul Eppinger

Der Artikel wurde von der MBG Sachsen – Managementpartner im TGFS – verfasst.
Bildquelle: Fusion Bionic GmbH

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